21.9.2022
Blog

Schlesinger-Interview: Bild schlägt Sprache

  • Fotos entwickeln eigenen redaktionellen Spin
  • Visualisierung von Botschaften im Online-Zeitalter immer mitdenken
  • Medientrainings bereiten auf Inhalte und visuelle Wirkungen vor
von
Armin Voigtland
Lesedauer: 3 Minuten
SCROLL

Patricia Schlesinger, Ex-Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), hat sich am 8. September einem Interview der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ gestellt. Darin wollte Sie vor allem eines: Stellung zu den Vorwürfen beziehen, die zu ihrer Suspendierung geführt haben. Doch das ging mächtig nach hinten los. Denn alles, was davon haften bleibt, ist eines von zwei Fotos, mit dem die „DIE ZEIT“ das Interview bebildert und beworben hat.

Auf Twitter entrüsteten sich viele User:innen über die vermeintlich arrogante Pose von Schlesinger, fühlten sich durch das Foto in ihrer negativen Einschätzung Schlesingers bestätigt und entwickelten ad-hoc „Schlesinger“-Memes. Das Foto überlagerte alles, ihre Botschaften kamen nicht durch und die Inhalte des Interviews wurden fast nebensächlich. Schlecht gelaufen, oder?

Foto wird zum Meme

Das Foto selbst wirkt wie ein Gemälde, ist toll ausgeleuchtet und zeigt eine kraftvolle, selbstbewusste Frau, die weiß, was sie will. Das ist die eine Interpretation. Doch die große Entrüstung, die das Foto auf Social Media ausgelöst hat, zeigt eher: Viele sehen auf dem Foto eine arrogante Person, die in lässiger Pose mit kaltem Blick keinerlei Demut zeigt.

Kein Wunder, dass das Foto viral gegangenen ist und Inspiration für vielfältige Memes ist. Ob Bond-Bösewicht, „House of ARD“ oder „Die Erschaffung Adams“ – das Foto entwickelt in Social-Media-Kanälen eine eigene Dynamik. Und bestimmt so auch die inhaltliche Einordnung des Interviews. Quintessenz der meisten Äußerungen: „Ja, genau so kalt wie auf dem Foto, ist Patricia Schlesinger, alle Vorwürfe gegen sie bestätigt sie mit dem Foto.

„DIE ZEIT“ verweist darauf, dass im Artikel zwei Fotos eingesetzt wurden, die wie eine Klammer für das Interview wirken. Tatsächlich ist dieses zweite Foto, das eine eher nachdenklichere, fast schüchtern wirkende Patricia Schlesinger zeigt, kaum Gegenstand der Diskussionen. Die Wochenzeitung macht für exklusive Interviews eigene Fotos, stellt dafür die Location, lässt die Fotos allerdings nicht autorisieren – Ausdruck, Posen, Style kommen von den Interviewten selbst, es gibt keine fotografischen Regieanweisungen.

Inhalte geraten in den Hintergrund

Es ist zu vermuten, dass Patricia Schlesinger mit dem Interview ihre eigene Interpretation der Geschehnisse darlegen wollte. Ihr sei „übel mitgespielt worden“, Informationen seien an die Öffentlichkeit „durchgestochen“ worden. Doch mit diesem einen Foto wird die von ihr gewünschte Wirkung ihrer Aussagen völlig konterkariert. Wie kommt das? Die Vermutung: Schlesinger hat die Wirkung der Fotos völlig unterschätzt. Beziehungsweise, ihre Berater:innen und sie haben sich inhaltlich gut vorbereitet, die Visualisierung aber als nebensächlich abgetan.

Diesen Eindruck muss man gewinnen, denn wie ist es sonst zu erklären, dass einem Medienprofi wie ihr die Kontrolle über ihre Darstellung entgleitet? Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, öffentliche Auftritte gut zu planen. Das gilt auch für CEOs und Führungskräfte, die Video-Botschaften, Social-Media-Schnipsel oder Interviews intern und extern platzieren möchten. Daher sind Medientrainings in unserer aufgeladenen öffentlichen Aufmerksamkeitskultur keine lästige Pflicht, sondern ein absolutes Muss.

Mit Medientrainings visuelle Wirkung optimieren

Die Körpersprache kann alle mühsam erarbeiteten Inhalte zunichtemachen – da reicht schon, siehe Patricia Schlesinger, ein einziges Foto. Wer die Wirkung seiner oder ihrer Botschaften im Blick haben will, sollte daher auch immer die visuelle Wirkung beachten, die in Videos und Fotos parallel ausgestrahlt wird. Idealerweise bilden diese eine Einheit und helfen, das Vertrauen in die Sprecher:innen zu erhöhen – mit unserer mehr als 50 jährigen Erfahrung helfen wir Ihnen gerne dabei, Ihre Wirkung auf die Öffentlichkeit zu optimieren. Denn wenn es schlecht läuft, werden Inhalte zweitrangig – das will niemand. Und wer unbedingt Social-Media-Memes kreieren möchte, bekommt das auch einfacher hin – auch da unterstützen wir gerne …

verfasst von:
Armin Voigtland
Senior-Berater
+49 (0) 211 515805 – 12
a.voigtland@vomhoff.de