6.9.2017
Blog

Macht aus dem PR-Gag endlich den PR-Witz!

von
Florian Weisker
Lesedauer: 5
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Aufgepasst, da war er wieder: Der PR-Gag! Noch-Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann hatte dieses Unwort vor wenigen Tagen wieder mal aus der Schublade gekramt. Seine Absicht war es, damit den Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl zu diffamieren. Dieser hatte verlauten lassen, die insolvente Airline kaufen zu wollen. Doch für Winkelmann war diese Ankündigung lediglich Trittbrettfahrerei. Also leeres Gequatsche, eine Finte, eine falsche Fährte, könnte man auch sagen.

In schöner Regelmäßigkeit sehen sich PR-Schaffende – also sogenannte Fuzzies – mit derartigen Verbalinjurien konfrontiert. Mich nervt das. Denn mit einer solchen Wortwahl wird immer wieder das Vorurteil genährt, dass sich PR-Frau und PR-Mann in Ausübung ihrer Tätigkeit ausschließlich mit inhaltsleeren Gags, Hinterhältigkeiten und Nichtigkeiten beschäftigen. Mehr Schein als Sein. Lauter Worthülsen, nix dahinter. Sehr lustig!

Doch weit gefehlt: Der Duden belegt den PR-Gag mit folgender Bedeutung: „einzelne Maßnahme, Aktion, die sich durch besonderen Witz auszeichnet“. Und „Witz“ hat nur im heutigen Sprachgebrauch etwas mit Schenkelklopfen zu tun. „Witz“ hieß im Althochdeutschen noch „wizzi“ und bedeutete nicht anderes als „Klugheit, Findigkeit, Scharfsinn, Verstand und Einsicht“. Diese Bedeutung ist uns nur noch geblieben in dem Adjektiv „gewitzt“ – schade eigentlich! Denn die meisten PR-Schaffenden sind doch gewitzte Leute – oder?

Jetzt aber im Ernst

Woran liegt es, dass die PR – und damit die PR-Leute – keinen besonders guten Ruf haben? Warum sind PR’ler nicht ebenso selbstbewusst wie etwa Journalisten? Die erklärten in einer Umfrage von 2014, in ihrem eigenen Beruf gehe es darum, „komplexe Sachverhalte zu erklären und zu vermitteln“. Rund zwei Drittel der Befragten fühlten sich sogar dazu berufen, „Kritik an Missständen zu üben“ und einem Viertel war es wichtig, „dem Publikum eigene Ansichten zu präsentieren“.

Und die PR-Leute?

Die nennen sich im täglichen Leben hinter vorgehaltener Hand „Öffentlichkeitsarbeiter“, bestenfalls „Kommunikatoren“, oder reduzieren sich vielleicht sogar auf das Label „Pressefrau“ oder „Pressemann“. Dabei haben die Public Relations doch viel mehr zu bieten als das „Arbeiten mit der Öffentlichkeit“ oder das Schreiben von Pressemittelungen. Was wir tun, ist nicht mehr und nicht weniger als die Steuerung der gesamten öffentlichen Kommunikation von Organisationen gegenüber ihren externen und internen Anspruchsgruppen. Und das Ganze erfolgt nicht aus dem Bauch heraus, sondern auf der Basis einer umfassenden Analyse, verbindlicher Erfahrungswerte, strategischer Überlegungen, mit wohldurchdachten und aufeinander abgestimmten Maßnahmen in sinnvoller Reihenfolge und mit Erfolgskontrolle.

Mit anderen Worten: Da ist wenig Gag, aber umso mehr Witz drin – also Klugheit, Findigkeit, Scharfsinn, Verstand … und mit der Einsicht, dass noch viele kommen werden, die glauben, ein PR-Gag hätte etwas mit unserer Zunft zu tun. Dann fehlt jetzt nur noch, dass ich mich über den nächsten, der mal wieder von einem PR-Gag spricht, nicht mehr so ärgere.

verfasst von:
Florian Weisker
Geschäftsführer
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