28.3.2018
Blog

Autonomes Fahren: Vertrauenskonto im Minus?

von
Janina Dammers
Lesedauer: 3
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Ist Technik heutzutage fehlerfrei? Kann man ihr uneingeschränktes Vertrauen schenken? Diese Fragen schwirren aktuell in den Köpfen vieler Menschen umher. Ausschlaggebend dafür ist der tödliche Unfall einer Frau im US-Staat Arizona durch ein autonom fahrendes Auto. Die Frau wollte spät abends eine Straße überqueren, als das Auto ungebremst auf sie zu fuhr.

Diskutiert wird nun, wer Schuld an dem Unfall trägt. Hätte die Frau hellere Kleidung tragen müssen? Hätte sie das Auto kommen sehen müssen? Hätte die Autofahrerin den Unfall verhindern können? Wieso haben die Sensoren des Autos nicht den Bremsvorgang eingeleitet? Fragen über Fragen. Die Sicherheitsbehörden versuchen, den Unfall aufzuklären, aber die Fragen bleiben dennoch. Und es bleiben vor allem Zweifel. Ist unsere Gesellschaft überhaupt bereit, autonom fahrende Autos fehlerfrei zu konzipieren und sie bedenkenlos zu nutzen?

Dass die Technik stetig voranschreitet ist nichts Neues. Der Gebrauch von Gegenständen oder Transportmitteln soll für Konsumenten immer angenehmer gestaltet werden. Für die Automobilindustrie bedeutet dies unter anderem, den Fokus auf selbstfahrende Autos zu setzen. Viele Unternehmen, auch in Deutschland, arbeiten seit langem daran, die Technik dafür zu optimieren.

Für Kommunikationsexperten stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie man Vertrauen in neuartige Maschinen und Technik kommuniziert und den Menschen vermittelt. Grundsätzlich muss man Menschen erst überzeugen, um eine Vertrauensgrundlage für etwas zu schaffen. Laut Entwicklung und Statistiken sollen die neuen Fahrzeuge sicherer sein und weniger Unfälle verursachen. Dies ist ein Aspekt, der Menschen Sicherheit suggeriert und Vertrauen aufbaut.

Demnach werden diese Ergebnisse auch stark kommuniziert. Nun wird in den Medien aber ein extremes Negativbeispiel der neuen Technik diskutiert. Für die Industrie bzw. Hersteller ist der Unfall daher nicht nur emotional und menschlich eine Katastrophe, sondern auch hinsichtlich der Kundenbindung und zukünftigen Produktvermarktung. Denn das erst mühsam aufgebaute Vertrauen in selbstfahrende Autos dürfte vorerst zerstört sein.

Dennoch ist die Berichterstattung der Medien enorm wichtig. Um Vertrauen aufzubauen, muss man auch transparent mit seinem Gegenüber kommunizieren. Käme der Unfall erst Monate später ans Licht, dürfte man nicht davon ausgehen, dass dies auf positive Rückmeldung oder gar Vertrauen stoßen würde. Negative Ereignisse oder Fakten nicht zu kommunizieren oder zu diskutieren, um das eigene Image positiv zu halten, ist daher nicht ratsam.

Zudem müssen potenzielle Kunden über Gefahren und Risiken hinsichtlich autonom fahrender Autos aufgeklärt werden. Wie funktioniert die Technik und welche Fähigkeiten hat das System? Die Kommunikation dieser oder ähnlicher Aspekte sollte möglichst frühzeitig und verständlich gehalten werden. Erklärungen zu komplizierten Systemvorgängen helfen den meisten Kunden nicht weiter. Sie erwarten leserliche und nachvollziehbare Instruktionen. Die Aufgabe der Kommunikation ist es also, hier die Schnittstelle und die richtige Balance zu finden. Denn dann fassen die Kunden auch weiter Vertrauen in das Produkt.

Wie man letztendlich Vertrauen in autonom fahrende Autos kommuniziert, lässt sich schwer beantworten. Aber wir müssen uns wohl alle mit dem Gedanken beschäftigen, dass wir immer stärker mit Technik in Kontakt kommen und diese trotz vieler Vorteile nicht unfehlbar ist. Vergessen sollte man dabei auch nicht, dass nicht nur die Technik, sondern auch der Mensch in manchen Situationen versagen kann.

Wer kann einer Mutter schon garantieren, dass der Busfahrer ihren Sohn sicher zur Schule fährt? Oder wer versichert mir, dass der Autofahrer am Zebrastreifen anhält und mich die Straße überqueren lässt? Diese Fragen kann niemand beantworten und so hält es sich auch bezüglich der modernen Technik in der Automobilbranche. Die Frage nach Vertrauen in Technik und der damit verbundenen Kommunikationsarbeit greift also sehr viel tiefer als gerade öffentlich in den Medien diskutiert.

verfasst von:
Janina Dammers
Senior-Beraterin
+49 (0) 211 515805 – 26
j.dammers@vomhoff.de