16.11.2015
Blog

Flüchtlinge – eine Gemeinschaftsaufgabe

von
Jennifer Starke (in Elternzeit)
Lesedauer: 3 Minuten
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„Wir schaffen das“, sagt die Kanzlerin. „Die Kosten für Flüchtlinge sind tragbar“, sagen die Wirtschaftsweisen in ihrem Jahresgutachten. Wie hoch der Wahrheitsgehalt dieser beiden Aussagen ist, werden wir erst in einigen Jahren ermessen können. Unabhängig von dem Ergebnis erkennen wir aber schon heute: Die vor uns liegenden Herausforderungen sind gewaltig, ja sogar historisch. Vielleicht ist es die größte Herausforderung unseres Landes in den letzten 70 Jahren.

Eine Gemeinschaftsaufgabe! Diesen Herausforderungen zu begegnen heißt in doppelter Hinsicht: Stärke zeigen. Erstens eine moralische Stärke, um unsere Solidaritätskultur nicht in Skeptizismus und Ablehnung umschlagen zu lassen. Zweitens eine wirtschaftliche Stärke, um denjenigen Flüchtlingen, die ihre Zukunft hier im Lande sehen, auch wirkliche Perspektiven zum integrativen Miteinander zu geben.

Dazu darf nicht nur auf die Kostenseite geschielt werden. Es geht vielmehr um die Chancen, die sich unserer gesamten Gesellschaft und Wirtschaft eröffnen .Die Wirtschaft hat bereits Bedarf angemeldet: Qualifizierte Arbeitskräfte sind gefragt. Fast 600.000 offene Stellen und über 37.000 unbesetzte Ausbildungsstellen wurden Mitte des Jahres gemeldet.

Hinzu kommt unsere überalterte Gesellschaft: Gab es 2011 noch 45 Millionen potenzielle Arbeitskräfte, so wird die Zahl laut Prognose im Jahr 2030 nur noch bei 36 Millionen liegen, wenn es keine Zuwanderung gibt. Aber genau die brauchen wir. Diese Chancen-Diskussion findet gegenwärtig allenfalls in politischen Zirkeln statt. In der Mitte unserer Gesellschaft ist sie noch nicht angekommen. Hier sind Verbände, Gewerkschaften und Unternehmen gleichermaßen aufgefordert, einen gesellschaftlichen Diskurs zu eröffnen. Sich diesem Diskurs zu verschließen würde bedeuten, sich der Zukunft zu verweigern.

verfasst von:
Jennifer Starke (in Elternzeit)
Senior-Beraterin