28.4.2016
Blog

„Chefwechsel“ – Worauf es in der Kommunikation ankommt

von
Kai vom Hoff
Lesedauer: 3 Minuten
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Führungskräfte sind hoch dotierte Manager. Sie stehen unter permanentem Erfolgsdruck. Ihr Handeln wird genau beobachtet. Vorstandposten in DAX Konzernen haben eine durchschnittliche Halbwertszeit von circa sechs Jahren; in Zeiten der Finanzkrise sogar nur vier Jahre, so eine Studie von Booz & Company. Bleibt der Erfolg aus, wird der Job zum Schleudersitz. Zudem stehen Wechsel an der Führungsspitze von Unternehmen unter besonderer medialer Aufsicht.

Kommunikation hat eine Schlüsselfunktion bei Führungswechseln. Sie sollte daher frühzeitig vorbereitet sein. Die Story des Chefwechsels überzeugend zu vermitteln, ist oberste Aufgabe der Kommunikation. Ihr obliegt es, Gründe für den Wechsel plausibel darzulegen und zu erläutern, wie es unter neuer Regie weitergeht. Dazu braucht es schlüssige Antworten, die Spekulationen aus dem Weg räumen. Kommunikations-Chefs bauen daher möglichst rasch klare Positionen auf.

Besondere Herausforderung dabei: Medien haben ihre eigene Agenda. Personalisierung und  Skandalisierung sind ständige Wegbegleiter in der Kommunikation. Von großer Bedeutung ist ein wohlüberlegtes Austarieren zwischen Verabschiedung und Einstieg. Dabei geht es auch um Gesichtswahrung. Der „Alte“ sollte möglichst unbeschadet und mit gehobenem Haupt von der Bühne treten. Der „Neue“ muss sich erst einmal beweisen und seine ihm vorauseilenden Vorschusslorbeeren im besten Sinne verdienen. Inhaltlich gilt es zu klären, wer im Transformationsprozess, welche Themen und Inhalte belegt.

Nicht immer geht‘s jedoch reibungslos vonstatten: Wechsel erfolgen häufig auch aus politischen Gründen. Dissonanzen zwischen Aufsichtsrat und Vorstand, Wechsel in der Eigentümerstruktur und unterschiedliche Auffassungen über die Unternehmensstrategie sind ein paar davon. Auch wenn es eine eingeübte Formulierung ist: Soweit wie möglich gilt es, auf Phrasen wie „Der Wechsel erfolgt im beiderseitigen Einverständnis“ zu verzichten. Journalisten erkennen hier eine Schwachstelle und haken nach.

Doch nicht nur der Chefwechsel selbst steht im Blickfeld der Öffentlichkeit; auch der Kommunikationsverantwortliche steht unter massiver Beobachtung, Macht er einen guten Job, ist womöglich seine berufliche Existenz weiterhin gesichert; versagt er, ist er der Erste, der seinen Hut nehmen muss. Relevant ist auch: Der Sprecher gehört zum Inner Circle. Er ist nicht nur Verlautbarer sondern auch enger Berater des CEO. Geht der Chef, folgt üblicherweise der Leiter Kommunikation auf direktem Fuße. Neue Vorstände haben vielfach eigene Kreise, denen sie Vertrauen schenken. Außerdem wird der bisherige Sprecher mit der Politik des alten Chefs gleich gesetzt. Es liegt in der Natur der Dinge, darauf zu reagieren. Selbst wenn der Kommunikationsverantwortliche nachweislich einen guten Job macht, steht ein hoher emotionaler Faktor dazwischen. Es gibt nur sehr wenige PR-Verantwortliche, die mehrere Chefs hintereinander überlebt haben.

In erfolgskritischen Führungswechseln kommen nicht selten erfahrene Berater ins Spiel. Sie kennen die Anforderungen von Chefwechseln und wissen aus der Praxis, was konkret, wann und wie zu tun ist. Dieses Wissen hilft, zeitkritische Prozesse optimaler zu gestalten. Zudem braucht es eine überzeugende Story, klare Haltung und ein präzises Timing für gezielte Maßnahmen.

Chefwechsel sind Sondersituationen: Erfolg und Scheitern liegen nahe beieinander.

verfasst von:
Kai vom Hoff
Geschäftsführender Gesellschafter
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k.vomhoff@vomhoff.de