14.9.2010
Blog

Ihr Chef bei Plasberg und Co. – Glücksfall oder Zitterpartie?

von
Armin Voigtland
Lesedauer: 3 Minuten
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Illner, Kerner, Beckmann, Will, Plasberg – das Angebot an Talkshows im Fernsehen ist inflationär. Was nun, wenn ausgerechnet ihr Chef zu einer solchen Veranstaltung eingeladen wird? Dient es der nachhaltigen Positionierung von Firmenchefs, Verbandssprechern und Gewerkschaftsfunktionären sich via Massenmedium Fernsehen einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und damit Flagge zu zeigen?

Oder werden die Akteure in derlei Formaten am Nasenring durch die öffentliche Arena gezerrt? Und überhaupt: Ist es realistisch, zu komplexen Sachverhalten wie Rentenvorsorge, Atomzeitverlängerung, öffentliche Sicherheit oder Bankenkrise angemessen Stellung zu beziehen?

In der Regel hat sich die Kultur des „zwei-Sätze-reden-und nicht-länger“ in diesen Formaten durchgesetzt. Diese Unsitte macht eine substantielle Debatte kaum möglich. Die Antwort auf die Frage - Teilnahme ja oder nein - müsste demnach lauten: Es kommt drauf an.

Haben Sie etwas Wichtiges / Gewichtiges zu sagen? Ist das Thema glaubwürdig und authentisch besetzt? Ist Ihr Chef professionell und darin geübt, Widersachern entgegenzutreten? Kann er sich Gehör verschaffen und Menschen mitnehmen? Hat er die Botschaften und Argumente internalisiert?All dies sind sicherlich wichtige Fragen, auf die es Antworten geben muss.

Die kardinale Frage jedoch lautet: Zahlt der Auftritt ein auf die Positionierung des Unternehmens? Denn bei der personalisierten Positionierung darf nicht vergessen werden: Sie dient nicht dem Ziel einer eitlen Selbstdarstellung – so wie wir es oft genug erleben – sondern orientiert sich an der Vermittlung von Werten des Unternehmens und an den Einstellungen und Erwartungen einer kritischen Öffentlichkeit.

Erst wenn all diese Fragen mit einem klaren „Ja“ beantwortet sind, lohnt es über einen Auftritt in einer Talkshow nachzudenken.Am Rande bemerkt: Ist Ihnen aufgefallen, dass in den meisten Talkshows die Gäste „Ehemalige“ sind? An vorderster Front der „ehemalige“ BDI-Chef Hans-Olaf Henkel. Sollte man also mit denen diskutieren, die die Vergangenheit mitgestaltet haben, oder doch lieber mit den Verantwortlichen für Gegenwart und Zukunft?

verfasst von:
Armin Voigtland
Senior-Berater
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